Zu meinem vorherigen Blog Artikel zum Thema „Warum ich studiere“ wurde im Kommentar von Robert Mühsig die Frage gestellt, was mir genau das Studium beziehungsweise die Universität bietet. Ganz konkret im Vergleich zum Fachinformatiker Richtung Anwendungsentwicklung wird die Frage gestellt, welche Vorteile das Studium hat. Da meine Antwort beim Schreiben immer länger wurde, habe ich daraus kurzerhand einen weiteren Blog Artikel gemacht, um die Frage zu beantworten, was mir das Studium bis jetzt geboten hat.
Was einen abhalten kann (und mich abgehalten hat)
Eine zusätzliche Frage war noch, was mich bis jetzt davon abgehalten hat, mehr über die Hintergründe zu erfahren. Also versuchen zu verstehen, wie etwas funktioniert. Das war im vorherigen Beitrag ein wichtiger Hauptgrund, den ich für den Beginn des Studiums genannt hatte. Davon abgehalten hat mich konkret natürlich nichts. Ich hätte mir alle Themen anschauen können, mit denen ich auch jetzt im Studium zu tun gehabt habe. Ich denke aber, dass der Zeitaufwand und die Tatsache, dass vieles von dem, was ich mir in den letzten Jahren angeschaut habe, nichts mit meinem Beruf zu tun gehabt hat, eine große Hemmschwelle dargestellt hätten. Meistens läuft es dann doch darauf hinaus, dass man sich auf die Themen konzentriert, die mehr oder weniger für den aktuellen Beruf beziehungsweise das aktuelle Aufgabengebiet nützlich sind. Dabei geht aber sehr viel verloren. Die ganzen interdisziplinären Themengebiete, die Randgebiete, die einem vielleicht gar nicht so bewusst sind.
Konkrete Themengebiete
Konkret nennen kann ich Themen wie Bildverarbeitung, Optimierungsprobleme (insbesondere evolutionäre Ansätze) und Computer Vision. Dafür ist sicherlich nicht direkt ein Studium erforderlich. Ist ja alles keine Raketentechnologie, wie ich gerne sage. Aber hätte ich neben dem Beruf noch die Zeit gehabt, mich in die Gebiete einzuarbeiten? Meine bisherige Erfahrung sieht so aus, dass die Wahrscheinlichkeit dafür recht gering ist. Vermutlich hätte ich es also gelassen. Die vielen kleinen Dinge rundherum noch gar nicht berücksichtigt, die ich jetzt hier alle gar nicht aufzählen kann, da viele im ersten Moment so unbedeutend sind, dass sie nicht direkt bewusst wahrgenommen werden.
Sehr bewusst wird mir dieser Umstand bei den Themengebieten Bildverarbeitung und Optimierungsprobleme. Bei ersterem wusste ich zwar, dass ein Computersystem irgendwie in der Lage sein muss, Bildinformationen zu analysieren und zu verarbeiten. Wie das aber vonstatten gehen soll, war mir immer ein Rätsel. Da dieser Bereich aber so absolut weit von meinen Aufgabenbereichen als Softwareentwickler entfernt waren, war die Wahrscheinlichkeit nahezu Null, dass ich mir das in meiner Freizeit angeschaut hätte. Auch bei den Optimierungsproblemen wird mir bewusst, was mir mein Studium bisher gebracht hat. Eventuell entsteht auf diesem Gebiet auch meine Master Thesis. Etwas, was ich mir vor ein bis zwei Jahren noch nicht hätte vorstellen können.
Was ich nicht meine
Was ich bei meiner Aussage, dass mir das Studium mehr Wissen gebracht hat, nicht meine, sind Themen die sehr nahe an der Praxis sind. Beispielsweise neue Versionen von Frameworks, Bibliotheken und Tools. Damit habe ich so wenig wie selten zuvor zu tun. Das sind jetzt Dinge, die ich mir in meiner Freizeit ansehe, über die ich beispielsweise schreibe. Da hilft ein Studium eher weniger. So ist zumindest meine Erfahrung.
Was ich mit meinem ursprünglichen Beitrag auch nicht ausdrücken wollte, dass ich die Ausbildung zum Fachinformatiker schlecht finde oder ein Studium immer die besser Wahl ist. Ganz im Gegenteil. Man muss es mögen, sich viel mehr mit Theorie zu beschäftigen, als einem das vielleicht manchmal lieb ist. Ich bin beispielsweise sehr froh, zuerst eine Ausbildung abgeschlossen und mich nachträglich für ein Studium entschieden zu haben. Das hat mir sehr viel Aufwand und Frust in vielen Bereichen erspart. Insbesondere bei Themen aus dem Bereich der Softwareentwicklung. Da müssen viele Kommilitonen wesentlich mehr Aufwand betreiben.
Hallo Fabian,
danke für Deinen Post. Gerne möchte ich auch meinen Beitrag zusteuern, da ich glaube, dass du es meinst, aber nicht so rüberbringst. Ich habe einen ähnlichen Weg (Fachinformatiker Anwendungsnetwicklung, Studium der Winfo) beschritten.
Ziel eines Studiums ist es nicht unbedingt spezielles Wissen (dh wie löse ich Problem x in Programmiersprache y) zu lernen, sondern vielmehr die Erarbeitung er Fähigkeit sich in neue Themen (die nichts mit dem Technologiebereich, mit dem man zu tun hat) einzuarbeiten.
Als Programmierer kannte ich mich zwar super mit bestimmten Frameworks aus, konnte diese aber für meine Auftraggeber nie wirklich gewinnbringend einsetzen. Es war mir egal, ob ich eine Buchhaltersoftware oder eine Webseite entwickelt habe. Erst mit dem Studium habe ich gelernt richtig analytisch zu denken und mich auch in andere Sachverhalte einzuarbeiten.
Hallo Sven,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Das ist die Aussage, die ich mit meinen Beiträgen machen wollte.
Methodenkompetenz finde ich viel wichtiger, als flüchtiges Wissen in Form von beispielsweise Werkzeugen, Frameworks und Programmiersprachen.
Natürlich gibt es auch im Studium flüchtiges Wissen, allerdings wesentlich weniger, als in der Ausbildung.
Viele Grüße,
Fabian