Nach der ganzen Installation und Konfiguration der letzten Teile geht es nun, im sechsten Teil der Serie, um ein paar Tipps & Tricks.
Auch diese Tipps & Tricks sind eher optional. Kommt immer darauf an, was mit dem Mediacenter geplant ist. Wie schon im letzten Teil zur Performance ist es aber durchaus sinnvoll und nützlich, einmal darüber nachzudenken, ob die hier vorgestellten Optionen für das eigene Mediacenter nützlich sind.
Der Beitrag geht auf das Senden von Kommandos über SSH ein und zeigt, was für die Wiedergabe von MPEG-2- und VC-1-Videos eingerichtet werden muss. Für mich waren diese Formate über ein Jahr lang kein Thema, da ich mir nur HD-Videos im mkv-Format ansehe. Viele selbst erstellten Videos, beispielsweise vom letzten Urlaub oder einer Hochzeit, sind aber als MPEG-2 oder VC-1 kodiert.
Zusätzlich verweise ich noch auf die Wiki-Seite zu Tastaturbefehlen. Diese sind häufig recht nützlich, insbesondere wenn das Mediacenter noch konfiguriert wird. Hinterher eher weniger. Zumindest nutze ich nur noch selten diese Befehle.
Mittlerweile ist die aktualisierte Serie „Raspberry Pi 2 als Mediacenter mit OSMC“ zum Raspberry Pi als Mediacenter erschienen. Da dort die aktuelle Hard- und Software beschrieben wird, ist es empfehlenswert, diese Serie zum Bau eines Mediacenters mit dem Raspberry Pi zu nutzen. Am besten beginnend beim ersten Beitrag. Alle weiteren Blogposts sind dort verlinkt:
Dieser Blogpost ist Teil einer Serie zum Thema „Raspberry Pi als Mediacenter mit Raspbmc“. Im Rahmen dieser Serie sind die folgenden Teile erschienen. Der jeweils aktuelle Beitrag ist hervorgehoben.
- Teil – Raspberry Pi als Mediacenter mit Raspbmc (Hardware)
- Teil – Raspberry Pi als Mediacenter mit Raspbmc (Software)
- Teil – Raspberry Pi als Mediacenter mit Raspbmc (Konfiguration I)
- Teil – Raspberry Pi als Mediacenter mit Raspbmc (Konfiguration II)
- Teil – Raspberry Pi als Mediacenter mit Raspbmc (Performance)
- Teil – Raspberry Pi als Mediacenter mit Raspbmc (Tipps & Tricks)
- Teil – Raspberry Pi als Mediacenter mit Raspbmc (Gesamtfazit)
Tipps & Tricks
Mittlerweile ist das Mediacenter also einsatzbereit. Die Hardware ist vorhanden, die Software installiert sowie konfiguriert und auch das ein oder andere Problem mit der Performance ist gelöst beziehungsweise hoffentlich gar nicht erst aufgekommen. Jetzt geht es noch um ein paar Tipps & Tricks, die hilfreich sein können.
Senden von Kommandos
Raspbmc kennt viele Kommandos, die über Tastatur, Maus und Fernbedienung empfangen werden können. Hin und wieder ist es aber auch von Vorteil, diese Kommandos von einem entfernten Rechner zu senden. Ein Beispiel ist die Screenshot-Funktion, mit der ich die meisten Abbildungen aus den Blogposts erstellt habe.
Zunächst brauchen wir dafür aber ein kleines Softwarepaket. Das lässt sich einfach über das folgende Kommando installieren:
1 |
sudo apt-get install xbmc-eventclients-xbmc-send |
Nachdem apt-get das Paket installiert hat, eventuell fehlen noch einige Abhängigkeiten, die zusätzlich installiert werden, ist es auch schon möglich, Kommandos zu senden. Eine weitergehende Konfiguration ist nicht möglich. Sind wir über SSH eingeloggt, kann beispielsweise der folgende Befehl abgesetzt werden:
1 |
xbmc-send --action="UpdateLibrary(video)" |
Der erste Teil, genauer gesagt xbmc-send, ist das eigentliche Kommando. Der Parameter –action nimmt die Aktion entgegen, die in dem Beispiel oben dafür sorgt, dass die Film-Bibliothek aktualisiert wird. Dass funktioniert auch, um einen Screenshot zu erstellen, womit wir wieder beim Beispiel vom Anfang dieses Kapitels sind. Der Befehl dazu lautet TakeScreenshot:
1 |
xbmc-send --action="TakeScreenshot" |
Von diesen Kommandos gibt es eine ganze Reihe. Eine gute Übersicht mit Namen „List of built-in functions“ gibt es im Wiki zu XMBC.
MPEG-2 und VC-1 Codes
Ein Grund für mich, mir ein Mediacenter mit Raspbmc und dem Raspberry Pi zu bauen, war die Idee, weg von Datenträgern zu kommen. Darauf hatte ich einfach keine Lust mehr. Damit einher ging auch der Wunsch, sämtliche Medien abspielen zu können, also völlig unabhängig vom Datenformat zu sein um – im schlimmsten Fall – nicht noch verschiedene Geräte vorhalten zu müssen.
Dafür ist der Raspberry Pi grundsätzlich sehr gut geeignet. Raspbmc kann alles abspielen was vorstellbar ist. Dass gilt allerdings nur für Formate, die frei von Lizenzen sind. Hintergrund ist, dass der Raspberry Pi für den Bildungsbereich entwickelt wurde. Er sollte demnach so günstig wie möglich sein, was bei hohen Lizenzkosten nicht der Fall ist. Daher fehlen die Codecs für MPEG-2- und VC-1-Videos. Gerade ersteres kommt oft bei Smartphones und sonstigen Aufnahmegeräten aus dem Heimbereich zum Einsatz.
Glücklicherweise ist es überhaupt kein Problem, diese beiden Codecs nachzuinstallieren. Die beiden dafür notwendigen Lizenzschlüssel können im Raspberry Pi Webshop erworben werden und sind mit unter fünf Euro für beide Codecs auch absolut erschwinglich. Für den Kauf der Lizenzen brauchen wir zunächst die Seriennummer des Raspberry Pi, denn die Lizenzen werden an diese Seriennummer gebunden. Diese Nummer steht, soweit ich weiß zumindest, nicht irgendwo auf der Platine. Allerdings ist es auch ganz einfach, sie über die Kommandozeile zu bekommen. Einfach mittels SSH zum Raspberry Pi verbinden und folgendes Kommando ausführen:
1 |
cat /proc/cpuinfo |
Die Ausgabe sieht dann wie folgt aus. Bitte beachtet, dass die Striche in der letzten Zeile, in der die Seriennummer steht, von mir eingefügt wurden. Dort steht eine Buchstaben- und Zahlenkombination.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 |
pi@raspbmc:~$ cat /proc/cpuinfo processor : 0 model name : ARMv6-compatible processor rev 7 (v6l) Features : swp half thumb fastmult vfp edsp java tls CPU implementer : 0x41 CPU architecture: 7 CPU variant : 0x0 CPU part : 0xb76 CPU revision : 7 Hardware : BCM2708 Revision : 000d Serial : 00000000-------- |
In der letzten Zeile steht die 16-stellige Seriennummer. Bitte notieren und den Webshop der Raspberry Pi Foundation besuchen. Dort gibt es die MPEG-2 und VC-1 Lizenzschlüssel. Hintergrund ist, dass die Seriennummern an das jeweilige Raspberry Pi-Board gebunden sind. Wer mehrere Raspberry Pis mit den Codes ausstatten möchte, muss die Codes auch mehrfach kaufen.
Beim Kauf einfach die Seriennummer des Raspberry Pi eingeben und mit PayPal bezahlen. Eine andere Möglichkeit für den Bezahlvorgang ist leider nicht vorhanden, soweit ich weiß. Auf der Webseite sind zwar bis zu 72 Stunden für die Lieferung der Lizenzschlüssel angegeben, ich habe meine aber schon nach circa vier Stunden per E-Mail erhalten. Diese E-Mail hat – unter anderem – den folgenden Inhalt:
Thank you for purchasing codec license keys from the Raspberry Pi Store.To enable codecs on your device(s), add the following lines to the config.txt file in the FAT partition of your SD card:
decode_MPG2=———-
decode_WVC1=———-
Auch hier habe ich den wichtigen Inhalt wieder entfernt und gegen Striche ausgetauscht. An Stelle der Striche stehen normalerweise die 10-Zeichen langen Lizenzschlüssel. Auch diese sind alphanumerisch, enthalten also Buchstaben und Zahlen. Diese Lizenzen müssen wir jetzt nur noch installieren. Dazu gibt es einen manuellen und einen komfortableren Weg. Ich beschreibe hier letzteren, da die Raspbmc-Installation sowieso zur Verfügung steht und wir dann auch Gebrauch der Einstellmöglichkeit machen können.
Im Menüpunkt Programme | Raspbmc Settings gibt es einen Bereich zur Systemkonfiguration, wie Abbildung 1 zeigt. Hier können wir die beiden Lizenzschlüssel eingeben. Mehr oder weniger komfortabel, je nachdem, ob wir die Fernbedienung, eine Tastatur und das konfigurierte Tablet nutzen. Die beiden letzteren Möglichkeiten sind deutlich komfortabler. Nach der Eingabe möchte der Raspberry Pi nur einen Neustart von uns und die Lizenzschlüssel sind installiert. Auch im Bild sind die beiden Lizenzschlüssel wieder entfernt. Sie kommen in die beiden Felder, die mit einer 0x belegt sind. Der Rest ist geschwärzt.
Für den Test brauchen wir noch mal eine SSH-Verbindung. Nach der erfolgreichen Verbindung zum Raspberry Pi bitte die beiden Kommandos eingeben:
1 2 3 |
vcgencmd codec_enabled MPG2 vcgencmd codec_enabled WVC1 |
In beiden Fällen sollte ein enabled zurückkommen, was bedeutet, dass beide Codecs aktiv sind. Jetzt sind auch MPEG-2- und VC-1-Videos kein Problem mehr.
Tastaturbefehle
Zum Schluss dieses Teils noch ein kleiner Hinweis auf die Tastaturbefehle. Diese vereinfachen die Bedienung des Mediacenters in vielen Situationen erheblich. Insbesondere bei angeschlossener Tastatur fand ich es wichtig zu wissen, wie ich ein Kontextmenü öffnen kann oder auch für die ganzen Screenshots, die in dieser Blogserie zum Einsatz kamen.
Ich möchte gar nicht groß die möglichen Tastaturbefehle aufzählen, denn es gibt eine ganze Menge davon. Im XBMC-Wiki gibt es eine spezielle Seite dazu, auf die ich gerne verweisen möchte. Dort sind auch die Unterschiede beschrieben, in denen ein Befehl eine jeweils andere Aktion ausführt. Beispielsweise Global und wenn ein Video abgespielt wird.
Zwischenfazit
Diese Blogserie zum Raspberry Pi als Mediacenter nähert sich dem Ende. Wir sind schon am Ende des 6. Teils angekommen. Wer die in der Serie enthaltenen Posts als Anleitung genutzt hat, sollte schon ein gut funktionierendes Mediacenter zur Verfügung haben. Kleinigkeiten, die eingestellt werden können, gibt es natürlich immer. So auch hier. Die oben genannten Tipps & Tricks sind lediglich in kleiner Ausschnitt des möglichen.
Im nächsten und gleichzeitig letzten Teil geht es dann um ein abschließend Gesamtfazit, einen kleinen Blick über den Tellerrand, sowie um eine Bewertung der Lösung aus meiner persönlichen Sicht.
Für die Wiedergabe aller möglichen Formate ist es wahrscheinlich unabdingbar codecs zu nutzen
Wie sieht die Wiedergabe von auf HD gespeicherten Blue Ray Inhalten incl. 3D aus ?
Was ist mit dem Tonformat z.b DTS ???
Die Cubox Bietet 3D an was ist mit Raspberry in dieser Hinsicht ?
Korrekt, Codecs werden immer gebraucht, wenn ein Format abgespielt werden soll.
Mit HD, 3D und DTS habe ich bisher keine Probleme gehabt und schon oft abgespielt. Ausschlaggebend ist die Qualität der Eingabedatei. Was ich bisher noch nicht gemacht habe, ist der Anschluss von externen Playern, wie eben Blu Ray Laufwerke oder ähnliches. Ich hole mir alles von der Netzwerkfestplatte. Laut vielen Foren soll das aber funktionieren. Problematisch können bestimmte Schutzmaßnahmen oder Region-Codes sein.
Vielleicht hilft die Antwort weiter.