Mit dem Mindstorms EV3-System hat LEGO viel Aufmerksamkeit erzeugt. Nicht nur Fans der vorangegangenen Versionen sind begeistert. Die Überarbeitung des Robotersystems von LEGO hat auch viele neue dazugewonnen. Durch alle Altersschichten hindurch kann das EV3-System mit den neuen und erweiterten Funktionen punkten.
Ich habe den EV3 in diesem Jahr aus einer etwas anderen Perspektive kennengelernt. Nicht so sehr um damit zu spielen, auch wenn mir die Definition von Spielen im Zusammenhang mit Gadgets sehr schwer fällt :), sondern aus Sicht eines Dozenten. Ich gebe recht viele VHS-Kurse zum Thema LEGO Mindstorms EV3. Bei den Kursen, Workshops und Seminaren kommt es zu einem großen Teil auf interessante Aufgabenstellung an, die sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene fordern aber nicht überfordern. Diese Aufgabenstellungen hängen allerdings nicht selten von einem guten LEGO-Modell ab.
Etwas aufgestoßen sind mir dabei immer wieder die EV3-Modelle, die durch die Anleitungen von LEGO selber, sei es auf Papier oder digital, gebaut werden können. Nicht das diese Modelle alle schlecht wären. Ganz im Gegenteil sogar. Allerdings nutzen sie selten alle Fähigkeiten des EV3 voll aus. Entweder es sind zu wenige EV3-Komponenten – wie Motoren und Sensoren – im Einsatz, um größere Aufgaben damit zu realisieren, oder zu viele, so dass schnell vom Wesentlichen abgelenkt wird. Gerade bei Kindern ist diese Gefahr groß. Hin und wieder habe ich mich daher über die LEGO-Modelle geärgert und nach anderen Möglichkeiten für meine Kurse gesucht.
Wirklich fündig bin ich dabei leider nicht geworden, was dazu geführt hat, mir selber Gedanken zu einem LEGO EV3-Modell zu machen.
Community-Modelle
Durch die recht schnelle und große Verbreitung des LEGO Mindstorms EV3-Systems haben sich innerhalb der Community viele eigenen Modelle herausgebildet. Es gibt große Blogs, Foren, Wikis oder sonstige Plattformen, die sich ausschließlich mit dem EV3 oder allgemein mit dem LEGO Mindstorms beschäftigen. Leider sind viele davon nicht in deutscher Sprache verfügbar. Die deutsche Community scheint hier noch etwas zurückhaltender zu sein. Berichtigt mich bitte, wenn ich da falsche liege und sich das geändert hat. Dann freue ich mich selbstverständlich über Links in den Kommentaren, per E-Mail oder bei Twitter.
Diese Community-Modelle sind sehr gut und es lohnt sich immer, sie einfach mal nachzubauen. Der Lerneffekt ist durchaus hoch. Natürlich abhängig davon, was man vorher schon mit dem EV3 oder einem der Vorgängermodelle gemacht hat. Trotzdem habe ich mich gegen die Modelle entschieden. Zumindest teilweise, da natürlich meine eigenen Ideen auf denen der Community-Modelle basieren. Problematisch finde ich in der Regel, dass die Anzahl der verbauen EV3-Komponenten nicht ausgeglichen ist. Also entweder werden zu viele oder zu wenige Teile verbaut. Ein weiteres Problem, das häufig auftritt, betrifft Add-Ons für die Modelle. Beispielsweise ein Greifarm oder ähnliches. Die Community-Modelle sind in der Regel so ausgelegt, dass nicht alle EV3-Teile, wie beispielsweise Motoren oder ähnliches, verbaut werden können. Dafür sind einfach zu wenig LEGO Technic-Teile im Basis-Set vorhanden. Daraus ergibt sich das Problem, dass das EV3-Modell umgebaut werden muss. Für Seminare oder ähnliches ist das äußerst unschön, da dadurch viel wertvolle Zeit verloren geht.
Daher habe ich mich gegen den direkten Nachbau eines Community-Modells entschieden. Grundsätzlich schlecht sind diese Modelle allerdings in keinem Fall, um das noch mal deutlich zu sagen.
Ein eigenes Modell
Trotzdem habe ich mich dafür entschieden, selbst ein kleines Modell zu bauen. Oder besser gesagt meine Ideen und Anforderungen mit denen aus den LEGO- sowie Community-Modellen zu kombinieren. Nichts Besonderes, die oben genannten Probleme wollte ich aber ausmerzen. Insbesondere die Tatsache, dass alle Add-Ons für mein Modell mit dem EV3 Basis-Set gebaut werden können, war mir sehr wichtig. Und bauen können bedeutet hier konkret, dass kein Add-On des eigenen EV3-Modells wieder auseinander genommen werden muss, um eine neues Add-On, beispielsweise einen Greifarm, zu bauen. Denn damit geht wieder das Problem einher, dass größere Aufgaben schwieriger oder gar nicht zu realisieren sind. Zusätzlich zu dem Zeitaufwand, der für jeden Umbau notwendig ist.
Anforderungen
So sind einige Anforderungen an ein eigenes EV3-Modell entstanden, die ich auch schon im obigen Text erwähnt habe. Hier noch mal eine konkrete Liste dieser Anforderungen.
- Grundlage ist das LEGO Mindstorms EV3 Basis-Set. Nicht mehr und nicht weniger.
- Das Fahrzeug mit dem EV3-Brick muss so einfach wie möglich sein (Größe, Volumen, Gewicht, Anzahl LEGO Teile).
- Das Fahrzeug muss viele Möglichkeiten für Add-Ons haben. Bevorzugt vorne und hinten.
- Alle EV3-Komponenten (Motoren, Sensoren) müssen in Add-Ons verbaut werden.
- Alle Add-Ons müssen auf einmal gebaut werden können. Umbauten dürfen nur notwendig werden, wenn tatsächlich das Modell geändert werden soll.
Umsetzung der Komponenten
Damit sollten die Anforderungen klar sein, die ich an ein eigenes EV3-Modell habe. Besser gesagt habe ich nicht persönlich diese Anforderungen, sondern mir sind diese bei meinen Kursen und Workshops aufgefallen.
Anschließend ging es um die Umsetzung der einzelnen Add-Ons, also sowohl des Fahrzeugs mit dem Brick, als auch die jeweiligen zusätzlichen Komponenten wie Greifarme oder ähnliches. Das folgende Bild zeigt das Fahrzeug mit dem Brick von der Seite, sowie alle übrigen Add-Ons.
Folgende Komponenten sind im Bild zu sehen:
- Fahrzeug mit Brick von der Seite
- Allgemeiner Motor (klein) mit Halterung
- Infrarot Empfänger sowie Sender
- Taster
- Greifarm
- Lichtsensor
- Ballwerfer
Am Fahrzeug ist schon deutlich zu sehen, dass nur die notwendigsten LEGO Teile verbaut sind. Hauptsache der Brick hält und die Ketten sind einigermaßen stabil. Auf alles andere habe ich verzichtet. Der allgemeine Motor (Nummer 2) dient in der Regel zur Befestigung des Ballwerfers (Nummer 7). Dort können aber auch andere LEGO Teile befestigt werden. Das EV3 Basis-Set kann noch mit einigen Teilen aufwarten, wenn auch die wichtigsten Komponenten bereits verbaut sind. Die Add-Ons an sich sind auch so sparsam wie möglich konstruiert. Nur wenn notwendig oder sinnvoll, wie beim Taster und dem Greifarm, sind mehr LEGO Teile verbaut. Der Infrarotsender beziehungsweise -Empfänger und der Lichtsensor sind dagegen sehr spartanisch.
Bisher hat sich das System beziehungsweise diese Vorgehensweise in den Workshops bewährt und ich bin schon gespannt auf das Feedback der kommenden Termine. Das folgende Foto zeigt das Modell noch mit dem angeschlossenen Infrarotsender beziehungsweise -Empfänger.
Ausblick
Mit dem EV3-Modell an sich und den Add-Ons bin ich ziemlich zufrieden. Verbesserungen sind zwar immer möglich, aktuell ist aber alles in Ordnung. Was definitiv fehlt ist eine Anleitung zum Nachbauen des Modells und der externen Add-Ons. Die wollte ich auch schon lange erstellt haben, allerdings nerven mich die Tools, die dafür zur Verfügung stehen. Viele sind ganz schön in die Jahre gekommen. Da kann ich mich sicherlich Einarbeiten, trotzdem bleibt noch ganz schon viel Aufwand übrig, um dann eine wirklich gute Anleitung zu erstellen. Dann gibt es da noch den LEGO Designer, der ebenfalls für den Zweck geschaffen ist, eigene Bauanleitungen zu erstellen. Das Tool ist deutlich aktueller und lässt sich besser bedienen. Allerdings ist auch hier die Anleitung nicht so super schön. Es gibt zwar eine animierte Version, die ganz gut verdeutlicht, wo ein LEGO-Stein eingesetzt werden muss. Dafür wird aber, soweit ich weiß, eine Installation des LEGO Designers vorausgesetzt. Wird daraus etwas statisches generiert, ist auch die Bauanleitung statisch. Das ist zwar normal, allerdings um so schlimmer, da keine Differenzierung zwischen den einzelnen Bauphasen vorhanden ist. Es ist also nicht gut ersichtlich, was sich zwischen dem aktuellen und dem Vorgängerschritt geändert hat. Auch das ist nicht ganz optimal.
Was ich in Bezug auf die fehlende Anleitung machen werde, weiß ich noch nicht genau. Ich schätze, dass ich, über kurz oder lang, zumindest die interaktive Version für den LEGO Designer bereitstellen werde. Auch wenn mir diese Lösung nicht sonderlich behagt, ist es deutlich besser als ohne Anleitung. Denn ohne eine Anleitung müssen alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen das Modell erst im Kurs zusammenbauen, was nach meiner Einschätzung deutlich zu viel Zeit in Anspruch nimmt. Und genau diesen Aufwand für den Aufbau möchte ich in den Kursen einsparen.
Fazit
Bisher kam das Modell bei den Teilnehmer und Teilnehmerinnen gut an. Ich persönlich finde es gut, dass ich in einem Kurs keine größeren Änderungen mehr am Modell vornehmen muss. Alle Komponenten sind verbaut und können flexibel durch die verschiedenen Add-Ons eingesetzt werden. Vorbei die Zeit der langen Umbauten, die in einem Workshop beziehungsweise Seminar, wo eh schon Zeitmangel herrscht, nur stören.
Ansonsten stehen aktuell keine Weiterentwicklungen an. Ich werde das Modell bei diversen Veranstaltungen testen und dann schauen, wie das Feedback ist. Über Ideen, Verbesserungsvorschläge und Kritik freue ich mich natürlich immer. Kontaktiert mich dazu einfach über die diversen Kanäle.
Besorg dir mal die Lego Education-Software. z.B. lego.education.com.
In der Software ist vieles integriert, was dir fehlt.
Hallo,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Hatte ich schon lange mal vor. Die Software kenne ich allerdings schon und frage mich gerade, was integriert ist, was mir fehlt? 🙂
Nützliche finde ich sie aber allemal.
Viele Grüße,
Fabian
hey ho ich will roboter bauen… ohh gute roboter